Rede des Vorsitzenden zum Jahresempfang 2010
Verehrte Anwesende!
Das Jahr 2009 war für die Mitglieder im Tourismusverein Erfurt ein schwieriges, kompliziertes, aber auch ein spannendes und am Ende erfolgreiches Jahr.Die Tourismusbranche hat sich in Erfurt im Vergleich zu anderen Branchen als stabil, weitgehend krisenunabhängig und als Wachstumsbranche erwiesen.
Obwohl wir 2009 in Erfurt nicht die großen Kongresse, wie wir sie 2008 hatten, und die damit verbundenen Besucher- und Umsatzzahlen nicht verzeichnen konnten, war das Ergebnis am Ende doch sehr erfreulich. Details werden Sie nachher von Frau Dr. Hildebrandt hören.
Wer in Deutschland etwas herumkommt, weiß: Erfurt nimmt an Bekanntheit und Beliebtheit zu und hat ein zunehmend positives Image als eine attraktive und liebenswerte Stadt.
Dass dabei die historischen Bauten, das kulturelle Angebot, aber auch die Vielzahl attraktiver gastronomischer und Handelseinrichtungen eine wichtige Rolle spielen, versteht sich von selbst.
Es zeigt sich nunmehr, dass sich langfristig angelegte Werbung auszahlt.
Und so gilt es nun, mit diesem Pfund weiter zu wuchern und nicht nachzulassen, für Erfurt zu werben, aber sich darüber hinaus auch Gedanken zu machen, wie wir diese Stadt weiterentwickeln.
Dabei gilt stets, im Auge zu haben, touristische Entwicklung ist nicht Selbstzweck, sondern Wirtschaftsentwicklung, die Arbeitsplätze sichert und entstehen lässt und für ein hohes Steueraufkommen sorgt, also existenziell für unsere Stadt ist.
Im Wissen darum ergeben sich aus der Sicht der Mitglieder des Tourismusvereins folgende Aufgaben für Politik und Wirtschaft:
1. Nicht Nachlassen im Werben für unsere Stadt
Wir wissen natürlich, dass Werbung streut und Wirkungen erst mittelfristig zu erzielen sind. Wer jedoch in der Werbung nachlässt, verliert an Boden.
Wir sind deshalb dankbar, dass die Gespräche mit dem Stadtrat und der Stadtverwaltung dazu geführt haben, dass die angedachten Budgetkürzungen 2010 zurückgenommen wurden und hoffen, dass dies in der abschließenden Ratsentscheidung über den Haushalt so bleibt.
Es hat sich ebenfalls als richtig erwiesen, die Aufgaben des Stadtmarketings mit dem des Tourismusmarketings zu verbinden und in der Tourismus GmbH anzusiedeln. Diese Forderung wurde von uns seit Jahren erhoben. Wir sind überzeugt, es wird Wirkungen zeigen.
Weit über die Landesgrenzen hinaus wurden unsere gemeinsamen Aktionen von Tourismusverein und Tourismus GmbH beachtet – unter dem Titel „Erfurt lädt ein”, bei dem wir Hunderte von Tagungsentscheidern nach Erfurt geholt haben, so dass sie sich ein Bild vor Ort machen konnten. Diese erfolgreiche Aktion werden wir, dass darf ich heute hier ankündigen, im Jahr 2011 fortsetzen. Der Tourismusverein wird ganz kräftig Leistungen einbringen, um diese erfolgreiche Aktivität fortzusetzen.
2. Beseitigung von touristischen Defiziten
Um den Tourismus auch in den Folgejahren weiter zu fördern, gilt es, Defizite in der Infrastruktur zu beseitigen.
Dies gilt für das leidige Thema Busparkplätze; ebenso wie für die endgültige Erstellung eines Reisemobilhafens.
Seit 5 Jahren wird nach einem Standort für den Reisemobilhafen gesucht und immer wieder tun sich neue Hindernisse auf.
Es gilt den nunmehr gefundenen Standort schnellstens zu entwickeln, so dass er kurzfristig zur Verfügung steht.
Wir fordern die Stadtverwaltung auf, ganz konsequent zu einem Ergebnis zu kommen.
Wir alle wissen um die Bedeutung von Kulturveranstaltungen für den Tourismus. Viele Besucher kommen auch wegen des kulturellen Angebots nach Erfurt. Um es touristisch wirksam werden zu lassen, setzt dies aber eine langfristige Planung von mindestens 1,5 Jahren voraus. Nur wenn eindeutig feststeht, welche hochrangigen Kulturveranstaltungen in Erfurt durchgeführt werden, können sie erfolgreich beworben werden. Die erforderliche Planungssicherheit kann nicht von der jeweils aktuellen Haushaltslage abhängig gemacht werden. Dass sich dies nicht auf die gesamte Kulturlandschaft bezieht, sondern nur auf einige wenige touristisch bedeutsame Highlights, versteht sich von selbst.
3. Dialog zwischen Wirtschaft und Politik
Schließlich und endlich gilt es, den Dialog zwischen Wirtschaft und Politik konsequent und ergebnisorientiert fortzusetzen. Nur wenn wir voneinander wissen – von den Zwängen, aber auch den Erfordernissen und gemeinsamen Möglichkeiten – können wir erfolgreich und konfliktarm die Aufgaben im Tourismus und im Stadtmarketing lösen.
Bekanntlich haben sich Wirtschaftsverbände der Stadt Erfurt zu einem Gesprächsforum zusammengefunden. Der Tourismusverein hat federführend mitgewirkt. Wir haben eine erste erfreuliche Auftaktveranstaltung gehabt, die es in Kürze fortzusetzen gilt.
Darüber hinaus bilden der Tourismusverein, der Verein „Wir für Erfurt“ e. V. und Citymanagement e. V. eine Arbeitsgemeinschaft, um die besonderen Belange der Innenstadt gemeinsam mit Stadtverwaltung und Stadtrat zu besprechen.
Einige wichtige, große Zukunftsthemen möchte ich ansprechen, die Gegenstand des Gespräches zwischen Politik und Wirtschaft sein sollten und wo letztendlich die Politik auch entscheiden muss:
Da ist zum einen der Flughafen, über dessen Zukunft man dringend nachdenken muss.
- Hat der Flughafen angesichts der immer kürzeren Zugverbindungen zwischen den Zentren in Deutschland im Inlandverkehr eine Chance?
- Welche Möglichkeiten der Anbindung an internationale Flugverbindungen bestehen?
- Kann sich Thüringen zwei Flughäfen, Erfurt und Altenburg, überhaupt leisten?
- Welche Möglichkeiten bestehen, über den Personenverkehr hinaus, im Gütertransport zu punkten?
Was wird aus dem angedachten Erfurt-Weimar?
Das alles sind Fragen, die unter zu Hilfenahme auch von überörtlichen Sachverstand und selbstverständlich gemeinsam mit dem Land Thüringen einer Klärung zugeführt werden müssen.
Es geht aber auch um die Zukunft des Petersberges. Es hilft nicht, wenn immer wieder Ideen entwickelt werden, die Verantwortlichen der Stadt sich aber nicht klar dazu äußern. Ein klares Ja oder Nein zu den Vorschlägen würde ebenso helfen wie eine gemeinsame Lösung nach mittelfristigen, realistischen Zielen, was mit dem Petersberg überhaupt geschehen soll.
Eine ungeklärte Frage ist weiterhin die einer Kindermedienausstellung. Es ist gut, den Kinderkanal in Erfurt zu haben. Es ist gut, dass die Produktionskapazitäten ausgeweitet werden. Aber für den Kindermedienstandort ist es ebenso wichtig, dass es die Möglichkeit für die vielen Interessenten aus ganz Deutschland, Schulklassen, Eltern mit Kindern und Jugendgruppen gibt, den KiKa live zu erleben und sich vielleicht über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Medien zu informieren. Erfurt könnte Standort für eine einzigartige Ausstellung mit hoher Anziehungskraft werden. In der bisherigen Diskussion wurden Verantwortlichkeiten zwischen Stadt und Land und deren Einrichtungen hin und her geschoben, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Wir fordern deshalb die Stadt auf, sich intensiv mit dem Land über ein solches zukunftsträchtiges Projekt wie die Kindermedienausstellung auseinanderzusetzen.
Und schließlich möchte ich auf die Lutherdekade verweisen. Eine einzigartige Möglichkeit, Erfurt in den Blickpunkt einer internationalen Öffentlichkeit zu bringen, wurde bisher nur halbherzig genutzt. Das gilt auch für das Land Thüringen. Sachsen-Anhalt handelt da viel schneller und effizienter.
Im Wissen um die begrenzten finanziellen Mittel sollten zumindest alle Möglichkeiten genutzt werden, Fördermittel des Bundes zu gewinnen und jene Projekte, die eine nachhaltige Wirkung haben, zu entwickeln.
Die Absage des Karnevalsumzuges hat gezeigt, wie man es nicht machen kann: Indem man die Bedeutung einer solchen Aktivität verkennt, Verantwortlichkeiten hin- und herschiebt und dann kurzfristig absagt. Große Verärgerung bei allen, die sich ehrenamtlich engagiert haben und Imageverlust sind die Folge.
Wir meinen, es geht auch anders. Wir, die im Tourismus Beschäftigten, bieten dem Stadtrat und der Stadtverwaltung an, alle wichtigen Fragen vorausschauend und ergebnisorientiert zu beraten, um zu guten Entscheidungen für unsere Stadt zu kommen. Dazu kann auch unser heutiger Tourismusempfang dienen.
Vielen Dank.